Wenn du dich auf eine Bikepacking-Tour vorbereitest, musst du früher oder später darüber nachdenken, wie du deine Kleidung und Ausrüstung in den Bikepacking-Taschen verstaust und wie du damit die optimale Gewichtsverteilung erzielen kannst.
Ein voll bepacktes Bikepacking-Fahrrad wird niemals so agil und wendig sein wie ein unbeladenes Bike, jedoch kannst du das Fahrverhalten und somit den Fahrspaß positiv beeinflussen, wenn du beim Packen einigen Grundregeln beachtest.
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Wie werden Bikepacking-Taschen gepackt?
Grundsätzlich kann man sagen, dass leichtere Gegenstände in Lenker und Satteltasche gehören und schwerere Ausrüstungsgegenstände ihren Platz in der Rahmentasche finden sollten.
Das hat einen einfachen Grund: die Gewichtsverteilung. Je niedriger der Schwerpunkt des Rades, desto besser lässt es sich manövrieren. Belädst du dein Fahrrad falsch, ist die Gewichtsverteilung nicht optimal und kann so negativen Einfluss auf das Fahrverhalten nehmen. Das ist nicht nur unangenehm, sondern kann im Extremfall sogar gefährlich werden.
Kleinere Gegenstände, die schnell erreichbar sein müssen, kommen in Zubehörtaschen, die sich in der Reichweite des Fahrers befinden (Oberrohrtaschen, Vorbautaschen).
Ein weiteres, sehr wichtiges Kriterium ist das sogenannte Systemgewicht. Dieses beschreibt das zulässige Gesamtgewicht des Fahrrads (Fahrrad+Ausrüstung+Fahrer). Dieses sollte auf keinen Fall überschritten werden. Angaben zum Systemgewicht findest du im Handbuch deines Bikes oder auf der Website des Herstellers.
Soweit so gut. Von dieser sehr theoretischen Beschreibung arbeiten wir uns jetzt von Tasche zu Tasche und gehen etwas genauer auf Ausrüstungsgegenstände und deren optimalen Platz im Bikepacking-Taschen-Setup ein.
Die Satteltasche
Wie eingangs bereits erwähnt, ist es wichtig, auf die Gewichtsverteilung zu achten. Das gilt besonders für die Satteltasche. Diese sollte nicht mit schweren Gegenständen überladen werden, da sie sich durch die Tretbewegungen aufschaukeln kann (Tail-Wag). Eine zu schwere Satteltasche verstärkt diesen Effekt und das Aufschaukeln kann so stark werden, dass das Fahrrad nahezu manövrierunfähig wird.
Was kommt in die Satteltasche?
Bikepacking-Satteltaschen bilden durch ihr großes Fassungsvermögen das Herzstück des Taschen-Setups.
In die Satteltasche kommen vorzugsweise leichte Ausrüstungsgegenstände. Lagerkleidung, Wechselkleidung, Zeltplane- oder Unterlage oder ein Schlafsack sind ideal dafür geeignet in einer Satteltasche verstaut zu werden.
Wie packe ich eine Satteltasche?
Wenn du über eine komplett wasserdichte Bikepacking-Satteltasche verfügst, kannst du dir Kleidungs- und Ausrüstungsgegenstände direkt in die Tasche packen. Wenn du mit etwas Kraft „stopfst“, kannst du so den Raum der Tasche voll ausnutzen.
Wenn du Taschen besitzt, die nicht vollständig wasserdicht sind, empfiehlt es sich, Kleidung und empfindliche Gegenstände in wasserdichte Packsäcke zu verstauen.
Beim Packen der Satteltasche solltest du darauf achten, dass die schwereren Utensilien ganz nach unten nahe an die Sattelstütze gepackt werden. Das minimiert die Wankbewegung der Packtasche und erhöht so den Fahrkomfort. Nach und nach kann die Tasche jetzt mit leichterem Equipment gefüllt werden.
Denk daran, dass du Dinge, die du evtl. schnell erreichen musst (z. B. eine Regenjacke) zuletzt einpackst. Wenn du das erste Mal im strömenden Regen deine komplette Tasche ausräumen musst, um an deine Regenkleidung zu gelangen, weißt du warum ☺️
Tipp: Es ist ratsam auch immer einen leeren, wasserdichten Packsack dabei zu haben. In diesen kannst du z.B. nasse oder schmutzige Kleidung packen, damit deine saubere Wäsche nicht „kontaminiert“ wird.
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Die Lenkertasche
Wie bei der Satteltasche spielt das Gewicht bei der Lenkertasche eine große Rolle. Wenn du zu schwere Gegenstände in der Lenkertasche unterbringst, kann das Handling und das Lenkverhalten massiv beeinflussen. Als Faustformel sollte die Lenkertasche in etwa genau so schwer beladen werden wie die Satteltasche. So ist das Gewicht auf dieser Höhe gleichmäßig auf Vorder- und Hinterrad verteilt.
Was kommt in die Lenkertasche?
Die Lenkertasche eignet sich perfekt für leichte, zylindrische Ausrüstungsgegenstände wie Schlafsack, Zelt oder Schlafmatte. Man kann zudem noch Kleidung oder leichte Ausrüstung in oder an ihr verstauen.
Wie packe ich eine Lenkertasche?
Die meisten Bikepacking-Lenkertaschen bestehen aus wasserdichten Packsäcken, die von beiden Enden zugänglich sind. Dein Equipment muss also nicht zusätzlich in einem Packsack verstaut werden.
Um Platz zu sparen, kannst du verschiedene Gegenstände zusammen aufrollen. Das funktioniert zum Beispiel prima mit Schlafsack, Schlafmatte und Zelt-Hülle. Einige Lenkertaschen sind mit zusätzlichen Kleinen, Zubehörtaschen oder Kordel-Systemen ausgestattet. Dort kannst du Dinge unterbringen, die du schnell zur Hand haben musst.
Tipp: Um zusammengerollte Gegenstände besser verstauen zu können, kannst du die „Rolle“ durch Klett-Bänder oder Straps fixieren.
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Die Rahmentasche
Die Rahmentasche liegt zentral und hat einen relativ tiefen Schwerpunkt. Die optimalen Voraussetzungen, um schwere Gegenstände zu verstauen.
Was kommt in die Rahmentasche?
In die Rahmentasche kommen am besten Utensilien, die nicht permanent benötigt werden. Werkzeug, Ersatzteile, Nahrungsmittel, Koch-Ausrüstung oder Zeltstangen sind in der Rahmenmitte bestens aufgehoben. Einige Taschen haben separate, kleinere Bereiche, in denen z. B. Snacks, Elektronik oder ein Portemonnaie deponiert werden können.
Wie packe ich eine Bikepacking-Rahmentasche?
Die schwersten Gegenstände kommen an den tiefsten Punkt der Tasche. Alles andere kommt dann schichtweise darüber. Abhängig von der Taschenart (z. B. bei einer „Full-Frame-Tasche“) kann es sein, dass dir verschiedene Staufächer zur Verfügung stehen.
Manche Bikepacker nutzen die Rahmentasche auch dafür, zusätzliche Flüssigkeit in einer Trinkblase zu transportieren. Viele Hersteller haben aus diesem Grund bereits einen Ausgang für den Trinkschlauch berücksichtigt.
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Bikepacking Zubehörtaschen
Um den Stauraum deines Bikepacking-Taschen Set-ups zu erhöhen, bieten fast alle Hersteller kreative Erweiterungen in Form von Zubehörtaschen an.
Vorbautaschen (Stem Bags)
Diese kleinen Taschen sitzen hinter dem Lenker und werden an der Lenkerstange und dem Vorbau (Stem) befestigt. Die Vorbautaschen bieten in der Regel nicht mehr als 1 Liter Fassungsvermögen. Die meisten Bikepacker verstauen hier Snacks, Energy-Gels – oder Riegel oder auch kleinere elektronische Geräte.
Bedingt durch ihre aufrechte und zylindrische Form sind Vorbautaschen perfekt geeignet, um Trinkflaschen aufzunehmen. Kleine Netztaschen an der Taschen-Außenseite bieten auch dann noch Platz für Verpflegung und Energienachschub.
Oberrohrtaschen (Top Tube Bags)
Wie der Name schon verrät, werden Oberrohrtaschen auf dem Oberrohr befestigt. Durch diese Positionierung sind sie gut erreichbar. Man kann sie sogar während der Fahrt mit einer Hand öffnen und schließen.
Hinein kommen Gegenstände, die häufig Verwendung finden. Sie eignen sich hervorragend für das Verstauen von Telefon, Kleingeld, Powerbank, Ladekabel, Sonnencreme oder kleinen Snacks. Auch ein Messer oder Multitool finden ihren Platz in der Oberrohrtasche.
Tipp: Du kannst eine zusätzliche Oberrohrtasche am hinteren Ende des Oberrohrs anbringen, um noch mehr Möglichkeiten für das Unterbringen kleinerer Gegenstände zu haben.
Gabeltaschen (Fork Bags)
Gabeltaschen erweitern dein Transportvolumen bei längeren Ausfahrten. Es gibt Systeme, die mit sogenannten Frachtkäfigen angebracht werden und verschiedene Systeme mit Klipsen oder Straps.
Egal welches System du verwendest, Gabeltaschen sollten nicht zu schwer beladen werden, da sie das Lenkverhalten beeinflussen können. Sie eignen sich daher für deinen Schlafsack, eine Zelt-Hülle oder ein Tarp. Auch Kleidung oder leichtere Nahrungsmittel können dort verstaut werden.
Fazit
Wie bei vielen anderen Dingen auch, gibt es nicht die richtige Vorgehensweise, wie Bikepacking-Taschen gepackt werden sollten. So individuell wie Bikepacking-Touren, kann auch der Anspruch an das mitzuführende Gepäck und somit die Art und Weise sein, wie die Taschen gepackt werden.
Tendenziell packt man immer mehr ein, als man benötigt. Eine Packliste kann einem dabei helfen, sich auf das Nötigste zu beschränken. Die gute Nachricht ist, je mehr Touren du absolviert hast, desto besser weißt du, was du dabeihaben musst. So kannst du nach und nach dein Set-up verbessern und optimieren und herausfinden, was für dich am besten funktioniert.
Happy Bikepacking